Kindheit und Jugend

Georg Ludwig von Maurer
Georg Ludwig von Maurer
[1] Am 29. April 1823 wurde Konrad Maurer als einziger Sohn von Georg Ludwig Maurer (1790-1872, s. links) und Friederike Maurer geb. Heydweiller in Frankenthal in der Rhein­pfalz geboren.[2] 1826 folgte ein Um­zug nach München, da der Vater an die dortige Universität zum Professor der deutschen Rechtsgeschichte berufen worden war. Konrad Maurer erhielt von Hauslehrern Unterricht, ebenso später in Griechenland, wo sein Vater als Mitglied der vormundschaftlichen Regierung unter Otto I. wirkte. 1831 verlor Konrad Maurer seine Mutter.

Nach zwei Jahren kehrte er mit seinem Vater nach München zurück und schloss 1839 seine Schul­aus­bildung am so ge­nannten alten Gymnasium ab. Gegen den eigenen Wunsch, Naturwissenschaften und vor allem Mineralogie zu studieren, begann er mit 16 Jahren auf Verlangen des Vaters ein Studium der Rechte in München (im Wintersemester 1839/40). Unter dem Einfluss von Leonhard von Spengel beschäftigte sich Maurer vorerst vor allem mit philologischen, lediglich nebenher mit juristischen Studien. Im Winter­semester 1841/42, das er an der Universität Leipzig verbrachte, entschied sich Maurer endgültig für das Studium der Rechtswissenschaft.[3] Als dominanter Ein­fluss in Leipzig sollte Wilhelm Eduard Albrecht (1800-1876) erwähnt werden, dessen Vorlesungen und persönliche Bekanntschaft Maurer dazu bewogen, sich mit der Rechtsgeschichte des eigenen Landes auseinanderzusetzen. Auf mensch­licher Ebene schätzte Maurer den Lehrer als Vorbild und erwähnte ihn selbst im hohen Alter noch. Im Nachruf auf ihn strich er das in Albrecht verkörperte wissen­schaftliche Ideal heraus, welchem er sich, so möchte ich behaupten, eben­falls verpflichtet sah:

Wilhelm Eduard Albrecht
Wilhelm Eduard Albrecht By Quatrostein (Own work) [GFDL or CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
Besseres noch als juristische Logik und Constructionskunst konnte man von Albrecht lernen, jene wissenschaftliche Sittlichkeit und Rechtschaffenheit nämlich, welche das Studium um seiner selbst willen betreiben und dem Streben nach Wahrheit und Klarheit alle Rücksicht unterordnen heißt – jene wissenschaftliche Würde, welche jeden Schein vermeidet und auf alle niedrigen Hilfsmittel verzichtet – jene vollendete Selbstlosigkeit, welche frei von jeder Rechthaberei und Eitelkeit, von jedem Hochmuth und Selbstüberhebung stets nach Besserem strebt, jeder Belehrung zugänglich bleibt und vorkommenden Falls auch des offenen Bekenntnisses des Nichtwissens sich nicht schämt.[4]
Jacob Grimm
Jacob Grimm

Nach dem Semester in Leipzig zog es Maurer nach Berlin, wo er sein Studium bei Karl Gustav Homeyer und Karl von Richthofen fortsetzte. Besonders der persönliche Umgang mit Jacob Grimm und dessen Vorlesungen prägten Maurer und waren sicherlich unter anderem auch für das spätere Sammeln der isländischen Sagen und Märchen ursächlich. Außerdem regte Grimm Maurers Interesse für altnordische und altenglische Quellen an.

Das letzte Studienjahr verbrachte er wieder in München, hörte bei Dollmann Kriminalrecht und Kriminal­prozess, bei von Herrmann National­ökonomie und besuchte das von Dr. Prantl ge­leitete philologische Seminar.[5] Im Jahr 1844 schloss er sein Studium mit dem Bestehen des juristischen Staats­examens ab und wurde Rechtspraktikant beim Land­gericht an der Au.

  1. [1] Als wesentliche Quellen für die folgende Darstellung sind, wenn nicht anders oder ohnehin angegeben, diese Beiträge zu nennen: Karl von Amira: Konrad von Maurer. Gedächtnisrede gehalten in der öffentlichen Sitzung der K. B. Akademie der Wissenschaften zu München am 25. November 1903; Chronik der Ludwig-Maximilians-Universität München für das Jahr 1902/1903. S. 5-8.; Kurt Schier: Maurer, Konrad. In: Hoops, Johannes (Hrsg.): RLGA. Bd. 19. S. 453-464.; Max van Vleuten: Konrad von Maurer †. In: Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft XLV (1904). S. 1–26.
  2. [2] Dickopf, S. 435ff.
  3. [3] Chronik der LMU, S. 6.
  4. [4] Zitiert in van Vleuten, S. 3.
  5. [5] van Vleuten, S. 4.